Deutsche Kriegsgefangene in sowjetischen Lagern

Deutsche Kriegsgefangene werden 1943 unter Bewachung durch Moskau geführt.
Deutsche Kriegsgefangene werden 1943 unter Bewachung durch Moskau geführt. Bundesarchiv

Im Zweiten Weltkrieg gerieten rund 11 Millionen deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft, davon rund 3,3 Millionen in der Sowjetunion. Von den Kriegsgefangenen in der Sowjetunion kehrten etwa 2,2 Millionen heim, rund eine Million kamen um oder gelten heute als vermisst. Insbesondere in den ersten Wochen und Monaten nach der Gefangennahme starb eine hohe Zahl der Kriegsgefangenen an Hunger und mangelnder Unterbringung. Ein Großteil der deutschen Kriegsgefangenen wurde 1949/50 entlassen, doch die letzten kehrten erst 1955/56 heim.

Die sowjetischen Kriegsgefangenenlager unterstanden der „Hauptverwaltung für Angelegenheiten von Kriegsgefangenen und Internierten“ (GUPWI). Deren riesiges Lagersystem umfasste 5000 Einzellager, Spitäler und Arbeitsbataillone, die über das ganze Land verstreut lagen. Mehr als vier Millionen Kriegsgefangene und Internierte durchliefen bis 1953 diese Lager.

Der Gefangenenalltag war vor allem in der Anfangszeit vom Kampf ums Überleben geprägt. Die Nahrungszuteilung war unzureichend, Krankheiten konnten schnell zum Tode führen. Die Solidarität unter den Gefangenen reichte nicht weit: Diebstähle unter „Kameraden“ waren an der Tagesordnung. Von Anfang an mussten die Gefangenen Zwangsarbeit leisten, die Nahrungszuteilung war an die Erfüllung der Arbeitsnorm gebunden. Als sich die Versorgungslage in der Sowjetunion 1947/48 entspannte, verbesserten sich auch die Bedingungen für die deutschen Kriegsgefangenen. Das Lagerleben war allerdings weiterhin von Monotonie und Aussichtslosigkeit geprägt.

Verurteilte Kriegsgefangene wurden auch in den Straflagern des Gulag-Systems festgehalten. Die höchste Zahl Deutscher im Gulag betrug im April 1950 rund 13 000 Kriegsgefangene und Zivilisten. Die Verurteilten mussten – in eisiger Kälte und bei mangelnder Verpflegung – körperliche Schwerstarbeit leisten. Im sibirischen Workuta schufteten deutsche Verurteilte neben sowjetischen Gefangenen in Bergwerken und Steinbrüchen.

 

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