Entschädigung
Karl Paulmaier spricht über seine Angst vor russland
Als „Heimkehrer“ erhält Karl Paulmaier finanzielle Unterstützung von staatlichen Stellen. Wegen der gesundheitlichen Folgen von Krieg und Gefangenschaft gilt er als erwerbsvermindert und bekommt eine Ausgleichsrente. Paulmaier hat nie ein Interesse daran, seine Verurteilung zu 25 Jahren aufheben zu lassen. Als der russische Staat in den 1990er-Jahren ein Gesetz zur Rehabilitation politisch Verfolgter beschließt, das auch für deutsche Kriegsgefangene gilt, stellt er keinen Antrag. Die Angst vor „den Russen“ wird er jedoch nie ganz los. Im Interview erzählt er 1999: „Es kann sein, dass die Papiere mit den 25 Jahren bei denen immer noch irgendwo liegen. Darum habe ich gesagt: Ich gehe nie nach Russland. Ich habe immer gedacht, die würden mich schnappen und behalten.“
17 – Keine Reise nach Russland
Paulmaier erzählt, dass er nie in Russland Urlaub machen wird. Noch immer hat er Angst, dass ihn die Russen einsperren könnten.
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1. Kriegseinsätze
In Kämpfen auf der Krim wird der Wehrmachtssoldat Paulmaier 1943 schwer verwundet – er verliert sein rechtes Auge. Im Januar 1945 muss er jedoch wieder an die Front.
2. Gefangennahme
Am 8. Mai 1945 wird Paulmaier von sowjetischen Truppen gefangen genommen. Er erzählt, wie er einen tagelangen Fußmarsch durchstehen muss – ohne Verpflegung.
3. Hungertod
In den sowjetischen Gefangenenlagern sterben 1945/46 massenhaft Kriegsgefangene. Paulmaier schwört sich: „Du darfst nicht krepieren, du musst noch mal heimkommen.“
4. Verurteilung
Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilt Paulmaier 1949 zu 25 Jahren „Arbeitsbesserungslager“. Ihm wird vorgeworfen, an einer Erschießung beteiligt gewesen zu sein.
5. Zwangsarbeit
Paulmaier muss in den Lagern Zwangsarbeit leisten. Am schlimmsten, erzählt er, waren die Monate im sibirischen Workuta. Dort schuftet er im Kohlenschacht.
6. Schmuggelgeschäfte
Paulmaier lernt, mit Klauen und Schmuggeln seine Lebenssituation zu verbessern. Nachdem er zwei Mal das komplette Bauholz verkauft hat, fürchtet er, aufzufliegen.
7. Tötungen
In den Lagern herrscht ein Klima der Gewalt: Paulmaier beobachtet, wie mehrere Gefangene erschossen werden. Einmal töten Gefangene einen Bewacher.
8. Adenauer in Moskau
Bundeskanzler Adenauer erreicht im September 1955 die Freilassung der letzten Kriegsgefangenen. Sofort wird das Lagertor geöffnet, Paulmaier kann sich frei bewegen.
9. Heimkehr
Im Januar 1956 darf Paulmaier endlich nach Hause fahren. Er gehört zu den 451 Heimkehrern, welche die Sowjets als „Kriegsverbrecher“ an die Bundesrepublik übergeben.
10. Entschädigung
Paulmaier erhält nach seiner Rückkehr finanzielle Unterstützung. Nach Russland fährt er nie mehr: „Ich habe immer gedacht, die würden mich schnappen und behalten.“