Das Tonband-Interview
Die Jahre der Kriegsgefangenschaft waren für Karl Paulmaier eine prägende Zeit. Anfragen von Schulen und der Presse, darüber öffentlich zu sprechen, lehnte er allerdings ab. 1999 fragte ihn Volker Strähle, ob er zu einem Tonband-Interview bereit sei. Es sollte die Grundlage für eine Niederschrift bilden. Paulmaier sagte zu und so kam es am 9. August 1999 zu dem Gespräch, an dem auch seine Ehefrau Maria Paulmaier teilnahm. In oberschwäbischem Dialekt erzählte Paulmaier von seinen Erinnerungen an die 11 Jahre in der Sowjetunion.
Mehr als 15 Jahre lagerten die zwei Tonband-Kassetten mit den Interviews in einer Schublade. Anlässlich des 60. Jahrestages der Heimkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion entstand die Idee, Paulmaiers Erzählungen erstmals zu veröffentlichen. Das Interview ist mittlerweile von besonderem Wert, da kaum noch ehemalige Kriegsgefangene leben, die Zeugnis ablegen können. Die Tonbänder wurden für die Veröffentlichung digitalisiert. Von den überlieferten 140 Minuten Interview hat Volker Strähle besonders interessante Passagen ausgewählt: Insgesamt 32 Minuten werden nun auf der Internetseite „Heimkehr1956“ präsentiert.
Die Interview-Passagen sind geringfügig technisch nachbearbeitet und geschnitten worden. Die Erzählungen werden in verschiedenen Themen-Blöcken präsentiert, wie „Gefangennahme“ und „Hunger und Tod“. Historische Fotografien und Dokumente ergänzen die Interview-Passagen. Zur Vertiefung dienen die Hintergrund-Themen wie „Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion“ und „Rehabilitationen seit 1990“.
Wer an der gesamten Erzählung Paulmaiers interessiert ist, kann sich die Veröffentlichung „Du musst noch mal heimkommen“ herunterladen.
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1. Kriegseinsätze
In Kämpfen auf der Krim wird der Wehrmachtssoldat Paulmaier 1943 schwer verwundet – er verliert sein rechtes Auge. Im Januar 1945 muss er jedoch wieder an die Front.
2. Gefangennahme
Am 8. Mai 1945 wird Paulmaier von sowjetischen Truppen gefangen genommen. Er erzählt, wie er einen tagelangen Fußmarsch durchstehen muss – ohne Verpflegung.
3. Hungertod
In den sowjetischen Gefangenenlagern sterben 1945/46 massenhaft Kriegsgefangene. Paulmaier schwört sich: „Du darfst nicht krepieren, du musst noch mal heimkommen.“
4. Verurteilung
Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilt Paulmaier 1949 zu 25 Jahren „Arbeitsbesserungslager“. Ihm wird vorgeworfen, an einer Erschießung beteiligt gewesen zu sein.
5. Zwangsarbeit
Paulmaier muss in den Lagern Zwangsarbeit leisten. Am schlimmsten, erzählt er, waren die Monate im sibirischen Workuta. Dort schuftet er im Kohlenschacht.
6. Schmuggelgeschäfte
Paulmaier lernt, mit Klauen und Schmuggeln seine Lebenssituation zu verbessern. Nachdem er zwei Mal das komplette Bauholz verkauft hat, fürchtet er, aufzufliegen.
7. Tötungen
In den Lagern herrscht ein Klima der Gewalt: Paulmaier beobachtet, wie mehrere Gefangene erschossen werden. Einmal töten Gefangene einen Bewacher.
8. Adenauer in Moskau
Bundeskanzler Adenauer erreicht im September 1955 die Freilassung der letzten Kriegsgefangenen. Sofort wird das Lagertor geöffnet, Paulmaier kann sich frei bewegen.
9. Heimkehr
Im Januar 1956 darf Paulmaier endlich nach Hause fahren. Er gehört zu den 451 Heimkehrern, welche die Sowjets als „Kriegsverbrecher“ an die Bundesrepublik übergeben.
10. Entschädigung
Paulmaier erhält nach seiner Rückkehr finanzielle Unterstützung. Nach Russland fährt er nie mehr: „Ich habe immer gedacht, die würden mich schnappen und behalten.“