Paulmaiers Gefangenenakte
Die Gefangenenakte von Karl Paulmaier
Die Gefangenenakte von Karl Paulmaier wird bis heute in einem russischen Archiv aufbewahrt. Eine Kopie befindet sich in der „Dokumentationsstelle“ der Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Dresden. Die „Personalakte Nr. 12779 des verurteilten Kriegsverbrechers Karl Paulmaier“ enthält vor allem Personenangaben, aber auch Informationen über die Lagerstationen und die Entlassung Paulmaiers. Außerdem enthält die Akte das einzige bekannte Foto Paulmaiers aus der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft. Die fünfseitige Akte wird hier vollständig dokumentiert: Die russische Akte ist ebenso aufzurufen wie eine Übersetzung in deutscher Sprache.
Die Prozessakte von Paulmaier, die Aufschluss über die damaligen Ermittlungen geben könnte und eine Urteilsbegründung enthält, liegt in Russland unter Verschluss. Im Oktober 2015 wurde bei der russischen Militärstaatsanwaltschaft eine Prüfung der Verurteilung Paulmaiers beantragt. Auf diese Weise ist es möglich, weitere Informationen zu bekommen. Mit einer Auskunft ist allerdings erst in einigen Monaten zu rechnen. Über die Ergebnisse wird an dieser Stelle berichtet.
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1. Kriegseinsätze
In Kämpfen auf der Krim wird der Wehrmachtssoldat Paulmaier 1943 schwer verwundet – er verliert sein rechtes Auge. Im Januar 1945 muss er jedoch wieder an die Front.

2. Gefangennahme
Am 8. Mai 1945 wird Paulmaier von sowjetischen Truppen gefangen genommen. Er erzählt, wie er einen tagelangen Fußmarsch durchstehen muss – ohne Verpflegung.

3. Hungertod
In den sowjetischen Gefangenenlagern sterben 1945/46 massenhaft Kriegsgefangene. Paulmaier schwört sich: „Du darfst nicht krepieren, du musst noch mal heimkommen.“

4. Verurteilung
Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilt Paulmaier 1949 zu 25 Jahren „Arbeitsbesserungslager“. Ihm wird vorgeworfen, an einer Erschießung beteiligt gewesen zu sein.

5. Zwangsarbeit
Paulmaier muss in den Lagern Zwangsarbeit leisten. Am schlimmsten, erzählt er, waren die Monate im sibirischen Workuta. Dort schuftet er im Kohlenschacht.

6. Schmuggelgeschäfte
Paulmaier lernt, mit Klauen und Schmuggeln seine Lebenssituation zu verbessern. Nachdem er zwei Mal das komplette Bauholz verkauft hat, fürchtet er, aufzufliegen.

7. Tötungen
In den Lagern herrscht ein Klima der Gewalt: Paulmaier beobachtet, wie mehrere Gefangene erschossen werden. Einmal töten Gefangene einen Bewacher.

8. Adenauer in Moskau
Bundeskanzler Adenauer erreicht im September 1955 die Freilassung der letzten Kriegsgefangenen. Sofort wird das Lagertor geöffnet, Paulmaier kann sich frei bewegen.

9. Heimkehr
Im Januar 1956 darf Paulmaier endlich nach Hause fahren. Er gehört zu den 451 Heimkehrern, welche die Sowjets als „Kriegsverbrecher“ an die Bundesrepublik übergeben.

10. Entschädigung
Paulmaier erhält nach seiner Rückkehr finanzielle Unterstützung. Nach Russland fährt er nie mehr: „Ich habe immer gedacht, die würden mich schnappen und behalten.“